reinhard döhl | gedichte | schwarz auf ich weiß | 7 X 7 gedichte
regine s. oder fin de partie

es begab sich aber | messianisch und das heißt ankunft | er wußte nicht | du bist schöne keinefreundin | in dem café wo ich morgens sitze | seit ich ein visum habe | aber es vergeht viel zeit

1. partie

es begab sich aber
daß das fleisch
aas ward.

und die maden
waren weiß
in dem aas.

da erging ein gebot
zu waschen die hände
in unschuld.

2. partie

messianisch und das heißt ankunft
zwischen zwei zügen
oder der weg
von den bordells
wenn schwarzer schnee fällt.

heißt auch advent
und er kommt
der gasmann vielleicht
oder der mann für den strom.

manche sagen
die helleren fenster
seien geborgen
und daß sie warten.

die straßenfeger von morgen
tragen den stern.

3. partie

er wußte nicht
daß er von toten sprach
als er abend sagte
und nicht
daß die opferkerzen
gelöscht waren.

er warf sein jojo
mit einer schnellen bewegung
den passanten an die köpfe
dann schloß er die gardinen
um fünf minuten gymnastik zu treiben.

für alles andere
blieb ihm keine zeit
seine stunden waren völlig ausgefüllt.

4. partie

du bist schöne keinefreundin
und stolz könntest du sein
daß du gehaßt wirst
haß ist tiefer als liebe
haß ist beständig.

du bist schön keinefreundin
sag daß du stolz bist
auch daß du stolz ist
ist besser als liebe ist
noch besser als liebe denn

siehe meine freundin
du bist schön
schön bist du
du bist schön
und lieblich
sind deine augen siehe

du bist schön keinefreundin.

5. partie

in dem café wo ich morgens sitze
um kaffee zu trinken und nicht
um die zeitung zu lesen
die lese ich abends
erinnere ich mich
daß ich dies tue
weil ich lebe
und ich erinnere mich
ohne ergebnis bin ich beruhigt
und ich erinnere mich an nichts weiter
daß man von gott spricht duliebergott
und vom papst heiligervater
läßt er ihn die kanzel besteigen
und sich ex cathedra irren
daß menschen sich wöchentlich treffen
bittend für tägliches brot und ihre brüder
in kreuzzügen ihre schwestern
in sammeltransporten
auf einem platz sich scharen
freudig erregt und vergessen
für einen handstreich

erinnere ich mich
daß mein hund winselt
für einen knochen
mir die hand leckt
für ein stück brot
das abfällt in dem cafe
wo ich sitze und
mich erinnere an

nichtsweiter

6. partie

seit ich ein visum habe
und den obolus bezahlt für die fähre
spreche ich wenig und habe nichts mehr
zu sagen statt dessen sehe ich
blumen kleine und was so bleibt
und die blumen die niemand begießt
sehe ich dennoch verwundert
daß sie bleiben.

seit ich ein visum habe
bin ich zufrieden
halte gern mit mir rat
und die augen offen.

7. fin de partie

aber es vergeht viel zeit
daß die sonne
im westen aufgeht
ist ein gerücht
und die zeit vergeht.

wozu du neigst von natur
gib dir nur mühe zu tun
es bleibt dir wenig zu tun jetzt.


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