1
im Winter immer,
wenn ich sterbe
und einsteige in einen Kasten aus Holz.
vergoldeten Holzes
mit Stricken umschlungen,
verknotet
schwimme ich auf dem Nachtstrom,
dem finsteren,
so wie du, hell, auf dem Tagstrom,
und kommst
zu mir
wehe, du kommst
auf Booten, auf Schiffen,
auf Fahrzeugen
und die Wegeöffner eilen dir voraus,
dreie sinds an der Zahl
mit Hundeschnauzen und Ohren,
wehe, ich fürchte mich
Ungenanntes,
das zu mir kommt,
der ich am Ende liege von allen Wegen
und am Ende von dir,
Bleichem, Ungenanntem,
Nächtlichem
wehe, du kommst,
auf einem vergoldeten Holz
in der Nach,
zu mir, Zerstückeltem,
in vierzehn Teilen
und einem aus Ton, und
setzest dich zu mir und auf mich
Sperberweibchen
und belebst mich
vor dir her und deiner Schwester
drei Wegeöffner
mit Hundeohren und Schnauzen,
alle weichen vor ihnen,
keiner hält sich lange, sondern
flüchtet sich,
wenn du kommst, Sperberweibchen,
um mich zu beleben,
und sie weiden mich aus,
meine Eingeweide verliere ich
und verstumme mit meiner Zunge
und verende mit meinem Glied
komme zu mir
auf Booten, auf Schiffen,
auf Fahrzeugen
gezogen durch die Krümmungen der
Nacht,
über all ihre Stufen, durch ihre
Pforten
und Höhlungen, in denen die Jubelnden
aufstehn
und dir zuwinken,
die du das Brot austeilst
und den Wein
und ganz du bist,
unzerstückelte Sonne
komm
durch die Höhlungen
zu mir
an ihren Rand, an den gelehnt
ich schlafend liege, um
aufzuerstehen, und reicht mich
hinauf,
unzerstückelt,
sondern geheilt,
dem Sperberweibchen entgegen,
um einen Falken zu zeugen,
er sich erhebt
komm
auf vergoldetem Holz
und wickle mich
mit gelben Binden
und setze dich auf mich,
um mich zu beleben
in einem verborgenen Raum,
den ich sah,
mit gerundeter Decke
2
und keine Feindschaft ist
mit den Tieren,
dort wo ich wohne,
niemand tötet sie, sie weiden
zwischen uns in der Tiefe,
wo die Sterne hinabsteigen,
wenn wir uns lieben,
lecken sie uns, kosen
über dem Haupt der Mutter,
die schläft, küssest du mich
auf unserem Lager
und du begrüßest das Wiedergefundene
in deinem Mund,
tief tief,
wo die Gestirne hinabsteigen, um sich
zu verjüngen,
und lenkst mich in deine Tiefe,
die feucht ist,
um mich zu beleben,
in meinem Kasten umgibst du mich
mit deinem Leib
und deinen Armen,
mit deinem Fleisch
den Leichnam
aufzuerstehen aus der Zerstücklung
nach meinem Sinn, unverweslich.
und nichts soll ihm fehlen
immer sollst du bei mir sein,
dort wo ich schlafe,
wohin die Gestirne steigen bei Nacht,
und deine Augen, vor denen das Böse
flieht
und Lust machen
mir, deinem Gatten wenn du mich ansiehst
aus ihnen, wie Harz für die Fackeln
brennen sie in der Finsternis
und leuchten dem auferstehenden Herzen
in seiner Höhle
und vereinigst mit mir dich
in meinem Kasten
und öffnest die Binden,
auf daß ich lebe, und setzest mich
hoch
und richtest mich auf, gerechtfertigt,
der ich durch dich bin
und lässest mich laufen
an deinen Händen vor dir her,
einem Kind gleich lerne ich laufen
und erwache aus meiner Starre,
du bist es, die mich belebt,
hinabsteigst in meinen Kasten
und mich umarmst mit den Gestirnen der
Nacht,
mit deinem Blick mich erleuchtest,
und nimmer werde ich tot sein,
nimmer ein zweitesmal sterben,
immer den Namen behalten, den du mir gegeben
hast,
keiner wird ihn mir nehmen,
unsterblich werde ich sein und nicht mehr
verwesen,
da du mich liebst
deine Augen werden die Finsternis durchstechen
weichen wird sie vor dir
wie vor brennendem Harz, Duft
wird sie erfüllen wie meine Kammer
wenn du in ihr ruhst
3
erfroren lag ich
und du erwärmtest mich
meine Hände in deinen,
meine Glieder, mein Glied
hast du versammelt
und meine geöffneten Lippen
atzest du
mit deiner Zunge, mit Samen
besprengtest du mich,
gleich Sternbildern über dem nächtlichen
Himmel
gießt du ihn aus
und verteilst ihn
aus mir genommen,
dem Gestorbenen und Wiedererweckten
mit deinen Fingern,
und so wurde mit einem einst
alles geschaffen aus sich,
am Anfang die Welt,
als selbst er es in die Faust nahm, das
Glied,
in seiner Liebe
zu dem, was er schuf
mit seinem sternbildlichen Samen
und zeugte unendlich,
was an Geschöpfen es gibt,
so aber, Geliebte, zeugst du mit mir
voll Lust unseren immer wiederkehrenden
Sohn,
der sich über die Horizonte erhebt
jeden Morgen
und niemand vermag ihm ins Auge zu blicken
für lange,
er rächt mich
an meinen Feinden
und ich nurmehr
vermag dich zu lieben,
solange ich mag
und so oft und mit
niemals abnehmender Stärke,
bis er es zurücknimmt
das Geschöpfte in sich
wie einen ausgespieenen Trunk
und alles sich umdreht
in seinen Anfang
au dem ich stehe mit ihm
meinem Vater, und neben mir
du, und keiner wird übrigsein,
aufgezehrt sein wird alles, nur wir nicht,
ich werde mir aus meinen Widersachern
ein Gericht gemacht haben,
das schmeckt
und zufügen werden wir Lust uns,
ohne zu enden
auf dem Lager der untergegangenen Welt,
eines Leibes werden wir sein
und eines Fleisches,
verschmolzen werden wir sein
wie ein Licht
und um uns die Nacht,
sie wird uns bergen
und nichts wird leuchten in ihr
außer uns
nachdem die Gestirne vergangen
und selbst unser Sohn
hinab ist für immer
und nimmer mehr kommt,
decken wir uns mit den Tüchern der
Dunkelheit zu
um uns zu umarmen
am Ende der Zeit
4
aufgebrochen hast du
das Wasser des Flusses
überwunden hast du
den Schrecken des Todes,
zusammengeführt hast du
die beiden Länder, uneins,
zurückkehren die gefiederten Schwimmer
zu ihren Weiden,
in der Tiefe
erwachen die Fische
aufleuchtet das Fleisch der Götter,
das Gold, in seiner Erde
keimt wieder das Korn,
wie Getreide stehen die Seligen auf
und wachsen,
ganze Felder von Seligen,
soweit ich blicke,
und regen im Tanz sich
vor dir und unserem Sohn
aus mir genommen,
als ich in Binden lag
und im Dickicht,
die Seelen
steigen wie Lerchen
aus den Furchen der Felder,
Gesang ist oben,
und du richtest mich auf,
in meinem Sarg machst du mich hoch,
in meinem Kasten
von vergoldetem Holz
wie deine Wohnung,
und du erhöhest mich
vor deinem Feuer,
auf daß ich stehe
und du ermunterst mich,
auf daß ich schreite,
abfallen die Tücher des Todes,
die beiden Länder vereinigen sich,
zusammengefügt sind die Teile,
vierzehn sind es
und eins,
keines fehlt mehr,
wiedergefunden ist alles,
was sonst zerstreut war,
aufsproßt aus meinem Körper
das Glied,
die Binse im Strom,
und nimmst die Masken mir ab,
viele sinds an der Zahl,
und öffnest den Mund mir,
einem anderen ähnlich,
du aber lebst
und fügst mich zusammen,
während er für immer zerstückt
blieb,
und abkehrte sich die Geliebte,
doch ich wende mein Antlitz dir zu und
du bleibst,
denn ich bin der Leichnam
im hochverborgenen Raum,
denn ich bin der Lebendige
im größten Geheimnis