Karl Julius Weber
Aus: Briefe eines in Deutschland reisenden Deutschen
 
 

In Unterschwaben verliert sich auch immer mehr die breite Schwabensprache, die Mutter der breiten schwäbischen Mäuler, während sie noch in ihrer ganzen Häßlichkeit in Oberschwaben blüht, und das Ohr zerfleischt wie Elsäßisch und Schweizerdeutsch. In Oberschwaben beginnen auch die Kellnerinnen, das liebliche wos schoffens?, und die Diminutive, in Schwaben Hühnle, Brätle, Salätle, Süpple. Mir machten viele schwäbische Ausdrücke ungemeines Vergnügen, und ich setze mein kleines Idioticon hierher:

Ell' Ritt, jeden Augenblick,
Bräntle, Räuschchen.
Dovo ist koi Red! unübersetzlich!
Oine Weg, dennoch.
's macht aber (rah), es regnet.
Gackele, Ei.
Goishirtle, eine kleine Art Birnen.
Goistern, spuken
Gottig Gotzig, einzig - Beweis, daß man von der Einheit Gottes lebhaft überzeugt ist.
Häfelesgucker, der sich um jede Kleinigkeit im Haus kümmert.
Häusle, Abtritt - wie traulich!
Hamballe, einer, der alles mit sich machen läßt, wie ein Handball.
Heuet, die Zeit der Heu-Ernte.
So sagt man auch Nähet, Stricket, Kochet.
Hintere gehen, zum Abendmahl gehen, weil man hinter dem Altar herum geht.

Vgl. auch Sebastian Blau: Das Honoratiorenschwäbisch
 
 





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